Hallo liebe EBV‘ ler,
leider hatte ich bisher noch nicht den Nerv und, ehrlich gesagt, nicht genügend Zeit, etwas Gescheites zu Stande zu bringen. Doch lieber spät als nie.

Der Abschied von Freunden und Familie war natürlich schwer, aber neben einem weinenden Auge gab es auch noch ein lachendes Auge. Obwohl die 24 Stunden Flug erstaunlich gut liefen, irrten wir die erste Zeit ein bisschen planlos durch das eher weniger schöne Auckland um nötige Besorgungen zu machen (Steuernummer, Lebenslauf, Bewerbungen, Telefon,…). Hauptsächlich bürokratisches Zeug also. Da uns die Stadt nicht sonderlich gefiel und Hostel- und Campingpreise wegen der anstehenden Rugby-Weltmeisterschaft in die Höhe stiegen, beschlossen wir Richtung Norden zu ziehen, um auf dem Land etwas WWOOFing-Work zu machen (Willing Workers On Organic Farms).

Also raus aus der Touristen überfluteten Stadt und rein in die Natur, die natürlich auch ein Grund für unseren Aufenthalt hier ist. Wir sind dann
auf einer abgelegenen Weinfarm in der Nähe von Dargaville direkt am Baylys Beach bei einer alleinstehenden Frau gelandet, die wir gegen Kost und Logis tatkräftig bei Garten- und Hausarbeiten unterstützten.

Abends ging es meistens in den Funky Fish, der lokale Pub und das Highlight des Baylys Beach, Rugby schauen und alkoholische Getränke zu sich nehmen. Denn ganz Neuseeland ist zurzeit im Rugby – Fever und es macht Spaß, das sonst eher wenig patriotische Volk mit wehenden Fahnen durch die Städte und Orte fahren zu sehen. Morgen Abend (16.10.) wird es wieder richtig spannend, da die ALL BLACKS (Nationalteam Neuseelands) gegen Australien im Halbfinale stehen. Ein richtiges Derby also, das von jahrelangem Konkurrenzkampf und Erzfeindschaft angeheizt wird.
Eine beängstigende Vorfreude im Land, im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach einem 2-wöchigen Aufenthalt am Baylys Beach, wo wir sogar unsere ersten Fischversuche mit einem 40 – Meter langem Netz in 10° kaltem Wasser starteten, ging es weiter Richtung Norden, größtenteils mit Daumen-raus-am-Straßenrand. So lernten wir viele Leute kennen, wie Maoris, Polizisten und Geschäftsmänner, die auf ihrer Autofahrt nicht allein sein wollten. Schließlich landeten wir in einer früheren Hippie-Kommune im Wald von Kohukohu, wo wir 2 Wochen vegetarisch und größtenteils straight-edge lebten (kein Alkohol, kein Tabak, keine Drogen). Glücklicherweise holte uns Nachbar Carsten, der auch Deutscher ist, manchmal ab, um abends zum Rugby in den Pub von Kohukohu zu fahren, wo wir Dorfjugend und Altere näher kennenlernten. Nach dieser Zeit des abstinenten Lebens ging unsere Reise ins nicht weit entfernte Anwesen von besagtem Carsten, das ziemlich weit abgelegen in Paponga zu seiner Arbeit als Schäfer, die nun nach 3 Jahren zu Ende ging, gehörte. Er musste also das Feld räumen, wobei wir ihm so gut wir konnten, halfen.

Aufgrund seines Umzugs führte es uns zwei Weltenbummler also in das schöne Ahipara, das noch weiter nördlich direkt am 90-Miles-Beach liegt. Beim Einweihen des neuen Strandhauses lernten wir im Pub 2 nette Mädchen aus Deutschland kennen und da die Welt ja bekanntlich ein Dorf ist, kamen die beiden natürlich —- aus Brandenburg, aus Strausberg um genau zu sein.

Da ich mit Strausberg gute Basketballer und fair-play verbinde, war von Anfang an eine gewisse Sympathie in der Luft. Also dauerte es nicht lange und das nächste Ziel für uns vier war klar: Das Cape Reinga, der nördlichste Punkt Neuseelands und Natur pur. Wir trafen uns am Tag der deutschen Einheit in Kaitaia und zogen von da an gemeinsam weiter.

Nach einer Woche Sonne, wenig Leuten, ohne Internet und Telefon, Stränden und wunderschönen Wanderungen kamen wir wieder gesund und munter in Ahipara an, um noch ein paar Tage bei Carsten zu bleiben. Um den Ausklang dieser Woche gebürtig zu zelebrieren fuhren wir mit den Mädels nach Herekino zu einem Maori-Konzert, wo wir uns zwischen 50 kräftigen Eingeborenen in einem 20m² – Pub wie Außerirdische vorkamen.

Dann ging es weiter in den Waipoua Forest, wo wir den größten Baum Neuseelands bestaunen durften, den Tane Mahuta. Der Abschied von den beiden Mädels fiel uns schwer, obwohl wir beiden Sturköpfe ein wenig Abstand voneinander dringend nötig hatten. Nach zwei Tagen erneutem Trampen sind wir nun aber wieder sicher am Baylys Beach gelandet und langsam zieht etwas Ordnung in unser Leben hier ein, da es voraussichtlich ab nächste Woche an die richtige Arbeit geht. Kumara-Planting ist dann für 2 Monate angesagt, was so viel bedeutet wie Süßkartoffeln pflanzen und pflanzen und pflanzen, Stunden, Tage, Woche und Monate.

Wir werden allerdings gut entlohnt, sodass wir unsere weiteren Pläne verwirklichen können. Denn das nächste Ziel wird die Studentenstadt Hamilton sein, in der wir unsere jugendlichen Triebe wieder reichlich ausleben werden, da hier nichts weiter los ist als fischen, joggen und in den Pub gehen… Ok. Wir werden uns dann mal aufmachen, um das zweite Halbfinale zu sehen, Wales gegen Frankreich… Natürlich sind wir für den Underdog Wales…

Wenn‘ s wieder Neuigkeiten gibt, hört ihr mehr von uns, ich hoffe diesmal nicht so verspätet. Cheers and good luck concerning the upcoming games.                                           Eure Auswanderer Marcel & Paul.

Für weitere Informationen können Ihr gerne auf www.workandtravel-newzealand.jimdo.com gehen – password: adreamcomestrue    Das ist die Internetseite der Mädels, mit denen wir unterwegs waren, die eine Art Tagebuch und Bilder enthält, auf denen wir auch zu sehen sind.

Alles Gute in der laufenden Saison der Landesliga Herren – Euer Paul

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